Stadtentwicklung Frankfurt am Main
Die aktuelle Bevölkerungsprognose geht davon aus, dass Frankfurt einen weiter anhaltenden Bevölkerungswachstum haben wird, so dass ein hoher Bedarf an Wohnraum über die nächsten Jahre wenn nicht sogar Jahrzehnte vorliegen wird. Die Sogwirkung der Großstadt mit absoluten Bevölkerungszuwachs wird weiter anhalten. Leider ist die Angebotssituation an Wohnraum eingeschränkt. Frankfurt ist die einzige deutsche Großstadt, die keine nennenswerte Freiflächen innerhalb der Stadtgrenze hat.
Die Stadtentwicklung muss die urbane Lebensqualität erhalten und sofern möglich sogar verbessern.Die ideale urbane Lebensqualität im Stadtteil bedeutet, dass eine
- gute Verkehrsinfrastruktur vorhanden ist
- Entsprechende Freizeitaktivitäten möglich sind: durch ein reges Vereinsleben, gute Sportmöglichkeiten und sichere Spielplätze
- Adäquate Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind, so dass ein lokaler Einzelhandel und eine ansprechende Gastronomie durch die Bewohner in Anspruch genommen werden kann
- einladende öffentliche Plätze mit passenden Sitzgelegenheiten und Treffpunktmöglichkeiten wie z.B. in Cafés vorhanden sind
- durchmischte Wohngebiete mit Büronutzung beziehungsweise Gewerbe in Einklang mit Wohnen vorhanden sind, so dass ein wohnortnahes Arbeiten ermöglicht wird
- Klimaoptimale Wohnquartiere mit Parkanlagen in näherer Umgebung zur Verfügung stehen
- sowie lebendige Quartiere vorhanden sind, denn durch eine ständige Bewohnerpräsenz erhöht sich die Sicherheit innerhalb des Stadtgebietes
Die Wohnungsgröße hat ebenfalls einen direkten Einfluss auf den Bewohnermix im urbanen Quartier. 1-2 Zimmerwohnungen richten sich hauptsächlich an Studenten und jüngere Bewohner und verändern entsprechend die Bewohnerstruktur im Stadtgebiet. Da Frankfurt eine Universitätsstadt ist, sollte ein gewisser Prozentsatz bei Wohnungsneubauten für 1 bis 2 Zimmer Wohnungen vorgehalten werden.Drei Zimmerwohnungen und größer richten sich an Familien und wirken einer „Stadtflucht“ entgegen. Es sollte das Ziel der Stadtentwicklung sein, das Frankfurt für junge Paare ein attraktiver Wohnort ist, um Familien zu gründen und groß zu ziehen. Durch den Ausbau von Schulen/Kitas und entsprechenden Schulneubauten sowie durch sichere Spielplätze und moderne Sportmöglichkeiten mit einem vielfältigen Vereinsleben sollen Kindern ein bestmögliches Umfeld bieten. Vorkaufsrechte sollten ausgeübt werden, um entsprechendes Bauland für Schulneubauten zu sichern. Darüber hinaus ist eine Ausübung ordnungspolitisch nicht sinnvoll.
Frankfurt benötigt aber auch Wohnungen die altersgerecht sind und sich für Seniorenwohnen eignen. Alle Altersklassen sollten gleichberechtigt und gleichwertig in der Stadtentwicklung berücksichtigt werden.
Durch den Mangel an Freiflächen müssen Innenstadtentwicklungspotenziale aktiviert werden. Die innere Verdichtung muss in den Fokus der stadtplanerischen Betrachtung rücken. Die Nachverdichtung von bebauten Grundstücken durch Aufstockung, Anbau und Neubauten sollte forciert werden. Die bestehenden Milieuschutzsatzungen wirken als Bauhemmnis und sollten kritisch hinterfragt werden.
Das Potenzial einer Aufstockung oberhalb von bestehenden Supermärkten sollte in Betracht gezogen werden. Zahlreiche Supermärkte bieten im Stadtgebiet Aufstockungsmöglichkeiten.
Beim vorhandenen Siedlungsbau sollten Blockranderschließungen und die Bebauung eines Blockinnenbereiches angestrebt werden. Die Sichtbehinderung und eine Verschattung sollten so niedrig wie möglich gehalten werden.
Dachaufstockungen bieten ein enormes Baupotenzial was noch nicht vollständig in Frankfurt ausgeschöpft ist. Dachaufstockungen sind aber baurechtlich durch mögliche Brandschutzauflagen komplex und können dadurch sehr kostenintensiv sein. Insoweit werden hauptsächlich Luxus- oder Sanierungsobjekte einer Dachaufstockung unterzogen. Die derzeitige Situation mit 80 % Genehmigung aller Dachaufstockungsanträge ist eine relative Zahl. Wir benötigen die absolute Zahl wie viele potentielle Dachaufstockungen in Frankfurt noch möglich sind.
Eine vertikale Verdichtung durch Wohntürme/Wohnhochhäuser sind eine mögliche Form der Verdichtung aber dies müsste ausgewogen sein. Keine weiteren „70er Jahre“ Wohnhäuser mit entsprechenden Brennpunkte. Luxuswohntürme sollten möglich sein aber wollen wir eine Clusterbildung mit Luxustürmen nur in der Innenstadt oder eher über das ganze Stadtgebiet verteilt.
Umnutzung von Konversionsflächen (Industrie, Hafen etc). Die bestehenden Gewerbeflächen im Frankfurter Stadtgebiet sind notwendig für die hier ansässigen Gewerbebetriebe. Eine Umnutzung als Wohnfläche hätte eine direkte Auswirkung auf den Bestand der Betriebe und Konsequenzen auf Arbeitsplätze.
Frankfurt benötigt auch eine Aussenentwicklung, da die Innenentwicklung nicht ausreichenden Wohnraum hervorbringt. Neue Stadtteile müssen so geplant werden, dass die urbane Lebensqualität gegeben ist. Trinkwasserversorgung und Brauchwasseroptimierung müssen hinterfragt werden. Genauso Schrebergärten und landwirtschaftliche Fläche. Frischluftzufuhr und Kaltluftentstehung müssen weiterhin gewährleistet sein.
Vermeidung eines Ausufern der Stadt in die Peripherie sollte angestrebt werden. Effiziente Nutzung von Grund und Boden macht aber eine Diskussion über die angestrebte Einwohnerdichte notwendig. Die Einwohnerdichte von Frankfurt beträgt 3.000 Einwohner pro Quadratkilometer, die Einwohnerdichte von Berlin beträgt 14.000 Einwohner pro Quadratkilometer. (Informatorisch: New York 42.000 und Barcelona 35.000)
Welche Einwohnerdicht soll für Frankfurt durch Neubau/Verdichtung erzielt werden? Welche Zielvorstellung hat die Politik?
Diese Fragestellung sollte politisch entschieden werden.
Die derzeitige Situation in den Umlandgemeinden ist nicht optimal für Frankfurt. Die Nachbargemeinden könnten sehr viele Baugebiete ausweisen, möchten dies aber aus bestimmten Gründen nicht tun. Eine Neuordnung des regionalen Ordnungsrahmens ist hier durchaus zu hinterfragen. Die zuständigen Dezernenten haben auch in der Vergangenheit vielleicht nicht richtig mit dem Umland verhandelt. Im Ergebnis bleibt, dass alle Umlandgemeinden ein Frankfurter Wachstum kritisch verfolgen und zwar unabhängig der Parteizugehörigkeit der jeweiligen Bürgermeister.
November 2020